Die 36-Jährige ist jung Mutter geworden: Meikel ist 18 Jahre alt, Maurice 17 und Marvin 15, es folgt die 14 Jahre alte Tochter Melina. Als Sabrina Martolock sich 2008 auf gut Glück bei der Stadt für die Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten bewirbt und genommen wird, kündigt sich 2009 unverhofft Marleen an, die heute sieben Jahre alt ist. Matteo (6) macht das Sextett komplett.
Das alles mit einer Ausbildung und schließlich einer Anstellung zu verbinden, gelingt Sabrina Martolock unter drei Voraussetzungen:
1. Ein passendes berufliches Umfeld
„Als ich 2009 zugeben musste, dass ich die Ausbildung nicht sofort antreten kann, passierte etwas, mit dem ich nie gerechnet hätte: Mein Ausbilder hat sich ehrlich gefreut und mir gratuliert. Das kannte ich so nicht.“ Anstatt Gesetzestexte zu lernen, wechselte sie erstmal wieder Windeln – dieses Mal allerdings in Elternzeit. 2013 startete die Ausbildung mit vier Jahren Verspätung – in Teilzeit mit 30 Stunden in der Woche. „Das ging alles ganz problemlos. Ich habe vorher auch gearbeitet, in der Gastronomie, im Einzelhandel oder an der Tankstelle, aber dieses Entgegenkommen und diese Kollegialität waren mir ganz neu.“ Weil es etwas schwierig ist, in einem Haushalt mit sechs Kindern in Ruhe Hausaufgaben zu machen, durfte sie nach Schulschluss im Klassenraum bleiben oder die Wohnung einer Kollegin nutzen.
Heute arbeitet sie mit 24 Wochenstunden im Bereich Finanzen und Controlling. „Meine Aufgabe ist perfekt für mich. Von 8.30 bis 12.30 Uhr muss ich telefonisch erreichbar sein – ansonsten kann ich meine Zeit frei einteilen.“ Mittwoch ist ihr freier Tag, am Donnerstag bleibt sie dafür bis abends. „Wenn meine Kinder ihren Hobbys nachgehen oder einen Arzttermin haben, kann ich sie als Mutter begleiten. Wenn sie aber zum Spielen verabredet sind, dann kann ich länger arbeiten und Plusstunden aufbauen.“ Auch wenn daheim mal plötzlich der Himmel einfällt – wegen Liebeskummers oder einer Fünf in der Klassenarbeit – ist sie für ihre Jungen und Mädchen da.
„Wenn ein Kind hustet, aber sonst fidel ist, ist die Notfallbetreuung toll.“ Sabrina Martolock
Ist eines der Kinder krank, nutzt sie eine von der Stadt in Zusammenarbeit mit der Familienbildungsstätte gestellte Notfallbetreuung. „Natürlich nicht bei schlimmen Krankheiten, da helfen nur die Mutter oder der Vater. Aber wenn ein Kind hustet und Schnupfen hat, aber sonst fidel ist und herumhüpft, ist die Notfallbetreuung toll.“ So toll sogar, dass ein Kind Halsschmerzen vorschützt, die gar nicht da sind, wenn es weiß, dass für Bruder oder Schwester die Betreuung anrückt.
Die Stadt Osnabrück ist für ihre Bemühungen mit dem Zertifikat „Familienfreundlicher Arbeitgeber in der Region Osnabrück“ bedacht worden. Ausgezeichnet wurden 41 Unternehmen, die in besonderer Weise familienorientierte Personalpolitik betreiben.
2. Ein starkes Team zuhause
Eltern und Schwiegereltern sind selbst berufstätig und können nicht jederzeit einspringen. „Trotzdem: Ich habe ein starkes Team zuhause.“ In der Prüfungsphase lernte sie im Haus ihrer Eltern in ihrem alten Kinderzimmer über Wochen bis 22 Uhr. „Mein Mann hat in dieser Zeit alles allein gemacht.“ Doch auch die Kinder machen mit. „Jedes hat einen Dienst, den es täglich erledigen muss.“ Sabrina Martolock lächelt: „Wenn auch nicht immer direkt oder euphorisch an die Aufgabe herangegangen wird, auf Nachdruck erledigen sie sie immer.“ Die Großen können alle die Waschmaschine bedienen und auch der Rasen wird gemäht. „Bei den Älteren war ich mittags daheim, die beiden Kleinen essen in der Schule und sind bis zum Nachmittag im Ganztag. Wenn ich ganz ehrlich sein soll, sind die beiden selbstständiger.“
Zwölf Wochen Ferien bereiten den Eltern auch keine Kopfschmerzen mehr – dank der betrieblichen Ferienbetreuung der Stadt. „Zuletzt haben unsere Kinder in der Ferienbetreuung in der Nackten Mühle so schöne Sachen erlebt – es war herrlich. Auch die Programme der katholischen Familienbildungsstätte sind gut.“ Die Zeiten des Urlaubssplittings mit dem Partner sind vorbei. „Den Rest der Ferien genießen wir als Familie.“
„Für mich ist das Wertschöpfung statt Erschöpfung.“
Sabrina Martolock, Mutter von sechs Kindern
3. Die eigene Motivation
„Für mich ist es allerdings selbstverständlich, zu arbeiten – nicht nur wegen des Geldes. Ich möchte gut sein und ich möchte gute Ergebnisse abliefern“, betont Sabrina Martolock. Daher wollte sie sich weiterentwickeln und holte den erweiterten Realschulabschluss nach und bewarb sich bei der Stadt. „Meine Familie soll aber auch einen unbeschwerten Alltag haben.“
Damit keiner zu kurz kommt, sind Sabrina Martolock und ihr Mann gut organisiert. „Unsere Kalender sind per Computer miteinander verbunden und in der Küche hängt ein Plan, in dem jeder unter seinem Foto seine Termine einträgt.“ Einen Haushaltsplan hat sie aber nicht. „Ich mache das, was gerade gemacht werden muss.“ Sie schätzt die Flexibilität, die ihr Job ihr bietet und sie fühlt sich in ihrem Team wohl. „Meine Familie mag es, wenn ich bei schönen Momenten dabei sein kann. Für mich ist das Wertschöpfung statt Erschöpfung.“